Sanktuarium der Muttergottes Schöner Liebe in Bydgoszcz

Sanktuarium der Muttergottes Schöner Liebe

Die Marien-Sanktuarien sind die zahlreichsten in der katholischen Kirche. Unter den berühmten Sanktuarien in der Welt gibt es auch zahlreiche in Polen, die meistens aufgrund der Offenbarung der Muttergottes entstanden sind. Obwohl das Sanktuarium von Bydgoszcz bisher nicht weit bekannt war und keine Überlieferungen erhalten blieben, die über eine Mariäoffenbarung informiert hätten, erstand der Marienkult in Bydgoszcz zur Zeit der Stadtgründung, wuchs und entwickelte sich gemeinsam mit der Stadt. Der Anfang dieses Kults war wahrscheinlich die Herbeiführung der Karmeliter nach Bydgoszcz um 1397, die nach Polen Dank der Bemühungen der Königin Jadwiga herbeigeführt wurden. Es ist nicht ausgeschlossen, das sie in der Gefolgschaft der Königin, die nach Kujawy (Kujawien) fuhr, hierher kamen. Die Hauptziele der Ordens der Heiligen Jungfrau Maria von dem Berg Karmel sind die Verbreitung des Marienkults und die Missionstätigkeit; beide Ziele waren den Jgiellonen sehr nahe. Der Marienkult in Bydgoszcz wurde durch die örtlichen Machthaber auf Befehl oder in Übereinstimmung mit den Königen gepflegt. Dafür sorgten sowohl der König W³adys³aw Jagie³³o, als auch Kazimierz Jagielloñczyk, sowie ihre Nachfolger. Es genügt, wenn man hier nur sagt, dass die gesamte Familie zum Verein von Czêstochowa gehörte. Als nach dem schwierigen und sehr aufwendigen dreizehnjährigen Krieg mit dem Deutschritterorden am 19. Oktober 1466 der Thorner Frieden geschlossen wurde, gewann Polen die Pomerellen, den Zugang zum Meer wieder und verfügte über den ganzen Verlauf der Wisla (Weichsel). Die Dankbarkeit des Königs und des Volkes der Fügung Gottes und der Heiligsten  Jungfrau Maria gegenüber war grenzenlos. Bereits eine Woche nach den Feierlichkeiten bat der Starost Jan von Koscielec  in Toruñ vor dem König um die Bestellung einer königlichen Stiftung für die Heilige Messe und der Altar, an dem die Messe abgehalten werden sollte. Kazimierz Jagielloñczyk erließ eine ewige Genehmigung und befahl die Errichtung eines Altars zu Ehren des allmächtigen Gottes und der Heiligsten Jungfrau Maria, sowie Gebete auch für die Vorfahren. Ein Teil der damit zusammenhängenden Rechte und Pflichten wurde dabei an den Bürgermeister, an den Rat und an die Stadt abgetreten. Die Aufgabe wurde nicht ohne Mühe erfüllt. Die seit hundert Jahren entstehende Stadt wurde zwei Mal von Deutschordensritter verbrannt, die Mittel waren ausgeschöpft; und der Wiederaufbau der Pfarrkirche zog sich über lange Zeit. Die erste hölzerne Kirche und die nach der hölzernen entstandene Kirche wurden von den Deutschordensrittern verbrannt und das passierte innerhalb einer Generation. Die Stadt wurde jedoch weiter gebaut und die Pfarrkirche wurde 1502 beendet. Die Einweihung erfolgte am Tag des Hl. Bartholomäus (24. August). Es wurden täglich mindestens zwei Gottesdienste: zu Ehren des Herrn Gottes und der Heiligsten Jungfrau Maria, sowie am Nachmittag die Vesper abgehalten. An den Gesängen an die Muttergottes nahmen die Schüler der Pfarrkirche teil. Die Stadt blühte inzwischen und die reich werdenden Bürger und die Adeligen zeigten dem Herrn Gott und Maria auf verschiedene Art und Weise die Dankbarkeit: sie stifteten Kapellen, Altäre, Gemälde, wertvolle Liturgieausstattung und Schmuck, schenkten Weihegeschenke und gaben Mittel für den Erhalt des Kults und für den Unterhalt der Priester. Das gesellschaftliche Leben war religiös, es wurden kirchliche Vereinigungen gegründet, die oft Zunftorganisationen, die sich auf christliche Prinzipien stützten, waren. Der Marienkult in der Pfarrkirche war eifrig, und er war der Gegenstand der Bemühungen sowohl des geistlichen Standes, als auch der Stadtbehörden und Stadteinwohner.

Dieser Kult entwickelte sich bis zu den Teilungen Polens und die zahlreichen Geschenke, die durch die Gläubigen der Muttergottes geschenkt wurden, zeugte von ihren Gnaden, die die Einwohner erlebt haben. Unter den wertvollen Geschenken gab es auch das große Geschenk mit dem Wappen von Bydgoszcz, das wahrscheinlich das Symbol des Hingabe der Stadt unter die Obhut der Muttergottes sein sollte.

Die angesammelten Geschenke hatten riesigen Wert. Während des Kociuszko-Aufstandes von 1794 wurden sie für die Zwecke des Aufstandes übergeben. Im 19. Jh. war die in Trümmern liegende Pfarrkirche nicht tätig. Damals ging auch der Marienkult etwas unter. Er kehrte jedoch mit doppelter Kraft nach der Wiedergewinnung der Unabhängigkeit zurück. Es ist nicht genau bekannt, wann das bekannte Gemälde von Bydgoszcz  der Mutter Gottes mit der Rose am Hauptaltar platziert wurde. Es wurde wahrscheinlich um die Wende des 15. zum 16. Jh. gemalt und war anfangs eher an einem der Nebenaltäre, der der Heiligen Jungfrau Maria gewidmet war, platziert. Ziemlich schnell wurde es jedoch an den Großaltar versetzt, zeitweilig als ein Element des Triptichons, das die Darstellung der Heiligen Dreifaltigkeit ergänzte. Das Gemälde wurde von Anfang an für ein besonderes Werk gehalten. Es entzückte mit der Vollkommenheit der Ausführung, und galt als „wundersam“ oder „wunderschön gemalt“. Es unterstützte zweifellos die Entwicklung des Marienkults und war als Dankbarkeitsgemälde sein Hauptobjekt. Gemäß dem Brauch dieser Epoche war dieses Gemälde mit einem silbernen oder silberbeschichteten Kleid bedeckt. Es ist jedoch merkwürdig, wie man das Gemälde mit einer Schicht anderer Farben bedecken oder es mit den auf die Gesichter aufgeklebten Öldruckaufklebern verunstalten konnte … War es nicht ein Versuch, das geliebte Gemälde vor dem Diebstahl zu schützen? Das Bild war eben in diesem Zustand, als es der Pfarrer Malczewski 1922 gesehen hat. Das Bild wurde von dem berühmten Konservator, Prof. Jan Rutkowski renoviert. Er hat dem Bild erneut die ursprüngliche Form verliehen. Das Bild mit den Ausmaßen von 180x105 cm wurde auf einem Brett mit Tempera- und Ölfarbe, sowie Lasurfarben auf Kreideuntergrund gemalt. Auf goldenem Hintergrund, der zu einer flammenden Aureole (aus wellenförmigen Flammen) geprägt wurde, ist die stehende Gestalt der Muttergottes mit Jesuskind auf dem linken Arm dargestellt. In der rechten Hand hält Maria  eine dunkelrote Rose und stützt ihre Füße auf der Sichel des Mondes. Zwei Engel halten die Krone über ihrem Kopf. Die Gestalt ist mit dem dunkel saphirem Mantel bedeckt, dessen gewellte Schöße unten die ganze rechte Hälfte des Gemäldes füllen. An der linken Seite, an den Füssen der Madonna befindet sich die verkleinerte Gestalt eines knienden Mannes im roten Mantel im Stil der Renaissance, der seine Hände zum Gebet gefaltet hält, um ihn schlängelt sich eine Schleife mit gotischer Aufschrift „Mater Dei memento  mei“ (Mutter Gottes gedenke meiner). Diese Gestalt wird ab und zu mit Jan oder Stanis³aw Kocielecki assoziiert, es ist jedoch nicht ausgeschlossen, dass sie den König Kazimierz Jagielloñczyk den angegebenen Stifter darstellt. Das Gemälde weist viele Eigenschaften des gotischen Stils auf. Es sind aber auch Einflüsse der Renaissance sichtbar. Der Künstler des Bildes ist unbekannt, er hat weder ein Zeichen, noch eine Unterschrift hinterlassen; Komposition, Zärtlichkeit und Sorgfalt weisen darauf hin, dass es bestimmt ein erfahrener Künstler war. Es bestehen viele Vermutungen. Es wurden die europäischen Schulen verglichen: die Kölner Schule von Stephan Lochner, die Schule von Veit Stoß und man fand auch rheinische und flämische Einflüsse. Es ist auch möglich, dass das Gemälde in Polen entstanden ist, im Polen, das damals in der Wissenschaft und Kunst unter den besten in Europa war. Die Kunsthistoriker bezeichnen das Gemälde von Bydgoszcz, als „das Schönste von allen bekannten polnischen Darstellungen der Jungfrau“. Während des zweiten Weltkrieges hat die Leitung des Museums von Bydgoszcz das Madonnagemälde vor dem Ausführen ins II. Reich verborgen. Am23. Juli 1943 wurde es in die Kirche in M±kowarsko befördert und dort in einer Seitenkapelle aufbewahrt. Das Bild kehrte am 26. September 1945 zurück. Im Jahre 1950 führte der Maler Prof. Leonard Torwid aus Toruñ eine erneute Renovierung durch. Das Gemälde wurde erneut im Hauptaltar im goldfarbigen Rahmen untergebracht. Es genießt den der Muttergottes – der Madonna von Bydgoszcz entsprechenden Kult. Im Jahre des 1000. Jubiläums der Taufe Polens und des 500. Jubiläums der Anwesenheit der Maria in der Pfarrkirche, am 29. Mai 1966 krönte die Darstellung der Madonna der Primas Polens, Kardinal Stefan Wyszyñski in Anwesenheit des damaligen Metropoliten von Kraków – Karol Wojty³a. Die Muttergottes von Bydgoszcz wurde damals von dem „Primas des Jahrtausends“ die „Muttergottes der Schönen Liebe“ genannt. Der Primas hat uns damals den Weg gezeigt, indem er sagte: „Wie gut geschah es, dass in diesem Tempel die Liebe gekrönt wurde, um in dieser Stadt zu herrschen, damit Ihr hierher kommt, um Eure Herzen zu verändern und zu veredeln, euch selbst zu überwinden, zu Gunsten des Gottes, Eurer Umgebung, Euch nahe stehenden Personen: Kinder, Ehemänner, Ehefrauen, Nachbarn, in der Arbeitabhängigen und dieser, denen Ihr in der Arbeit untersteht; damit überall die Liebe gewinnt“. Nach 33 Jahren wurde dem historischen Gemälde die höchste Ehre erwiesen, als der Papst Johannes Paul II. mit päpstlichen Kronen die Gestalten der Maria und des Jesuskindes krönte. Es ist wirklich ein wundersames Schicksal, dass in den vergangenen Jahrhunderten, trotz zahlreicher Brände, Kriegswirren und Raubüberfälle - das wunderschöne Bild der Madonna von Bydgoszcz verschont blieb und die Berührung des Statthalters Christi kurz vor dem Jubiläumsjahr erlebte. Maria! Muttergottes der Schönen Liebe, bitte für uns, die bei Dir um Zuflucht ersuchen.


     


 
 

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